Schild 1: Ein ort der geografie
Das Schloss von Fronsac
Während der langen geologischen Entwicklung der Region durch Erosion und die vorbeifließenden Flüsse geformt, hat sich der Hügel von Fronsac nicht nur als höchster Punkt, sondern auch als strategischer Ort etabliert. Karl der Große befestigt diesen Hügel im 8. Jahrhundert und lässt dort eine Militärbasis errichten. Sein Ziel ist es, Aquitanien und die Gascogne zu unterwerfen, deren Herzöge sich sozusagen ununterbrochen gegen die karolingische Macht auflehnen. Die Befestigungen gaben dem Hügel auch seinen Namen. Das Wort „Fronsac“ leitet sich ab vom Lateinischen „Franciacum Castellum“, was so viel wie „Schloss der Franken“ bedeutet. Wie bereits Castillon wird auch Fronsac im folgenden Jahrhundert zu einer bedeutenden Vizegrafschaft, die ab 1154 der englischen Oberhoheit unterstellt ist.
Gemeinsam mit der Festungsstadt Libourne stellt das Schloss von Fronsac einen wichtigen Teil der Verteidigung der nördlichen Grenze des Herzogtums Aquitanien dar. Die direkt angrenzenden Gebiete des französischen Königs breiten sich bis zum Hundertjährigen Krieg immer weiter aus.
Fronsac, das im 13. Jahrhundert umgestaltet wurde, ist heiß begehrt. 1378, wird Vicomte Guillaume Xans de Pommiers des Verrats bezichtigt. Er soll vorgehabt haben, das Schloss den Franzosen zu übergeben. Nachdem er in Libourne festgenommen und in Bordeaux verurteilt wurde, wurde er „in der Stadt Bordeaux vor dem gesamten Volk, das darüber sehr erstaunt war, enthauptet“. Der Tod dieses eidbrüchigen Aristokraten aus der Gascogne ist nur einer der Gründe, warum sich der regionale Adel langsam von den englischen Machthabern abwandte.
Während des Hundertjährigen Kriegs wurde das Schloss mehrfach angegriffen. Im Juni 1451 schlagen französische Truppen vor Fronsac ihre Zelte auf. Der englische Gouverneur lässt daraufhin die Festung evakuieren. 1452 erobern die Engländer die Festung zurück, werden jedoch nach dem Sieg der Franzosen in Castillon am 17. Juli 1453 definitiv aus Fronsac vertrieben.
Nach dem Hundertjährigen Krieg ist die Vizegrafschaft Fronsac im Besitz mehrerer adliger Familien, die Anfang des 17. Jahrhunderts die Herzogwürde verliehen bekommen. Allerdings sind die Schlossherren oft abwesend und überlassen die Verwaltung einem Gouverneur. Die Garnison des Schlosses treibt oft ihr räuberisches Unwesen in Libourne und versetzt die Bewohner der Stadt, die unter der Nähe des Schlosses leiden, in Angst und Schrecken. So kam es 1489 zu folgendem Zwischenfall: „Ein großer, ungefähr 12 Pfund schwerer Stein wurde von den Kriegsmännern, die sich im Schloss von Fronsac befanden, mit einem Artilleriegeschütz abgefeuert und zerstörte einen Holzpfeiler im Haus von Micheau Becède.“ Die Stadt fordert mehrfach beim französischen König Gerechtigkeit. Die königliche Justiz wird erneut Anfang des 17. Jahrhunderts tätig. Hercule d’Arsilemont, Gouverneur des Schlosses von Fronsac, wird zahlreicher Missetaten und Grausamkeiten schuldig gesprochen und 1620 in Bordeaux enthauptet. Sein Kopf wird am Tor des Grand Port ausgestellt, das sich gegenüber des Hügels befindet. Zwei Jahre später wird auf Wunsch von Ludwig XIII. und zur großen Zufriedenheit der Juraten von Libourne das feudale Schloss dem Erdboden gleichgemacht.
Von dieser imposanten Festung, die sich über mehr als einen Hektar erstreckte, ist nichts erhalten. Die mit Zinnen versehenen und mit Türmen flankierten Mauern schmiegten sich an die Form des Reliefs an. „Der große Turm“, der im 13. Jahrhundert erwähnt wurde, diente der Überwachung des Eingangsbereichs der Festung.
1631 kauft Kardinal Richelieu das Herzogtum Fronsac auf. Es verfügt zwar nicht mehr über sein Schloss, aber erstreckt sich auf 50 km2 und umfasst 17 Pfarreien.
Im 18. Jahrhundert lässt sein Erbe Armand de Vignerot, Herzog von Richelieu und Fronsac, am ehemaligen Standort des Schlosses ein Lustschloss bauen. Dieses neue Schloss, das während seines Baus aufgrund seiner herausragenden Architektur Aufsehen erregte – es verfügte über einen Salon, dessen Boden aus Spiegeln bestand – wurde 1793 während der Revolution zerstört.
Erst 1860 wurde an diesem Standort eine neue Residenz auf dem Gipfel des Hügels erbaut. Dieses Gebäude mit seinem beeindruckenden Oberlicht, das von einer Kuppel überspannt wird, bietet eine atemberaubende Sicht über das Umland und ist heute Teil eines friedlichen Weinguts.
Der Viadukt von Mascaret
Der Hügel von Fronsac war nicht nur von militärischer Wichtigkeit. Er thronte ebenso über einem wichtigen Durchgangsgebiet, das bis ins 20. Jahrhundert sowohl zu Wasser über den Fluss, als auch zu Land bereist wurde. Da weder über die Isle noch über die Dordogne eine Brücke führte, wurden bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts Fähren genutzt. Seitdem haben zahlreiche Brücken ihren Platz eingenommen. Der Viadukt von Mascaret ist in dieser Hinsicht die letzte Brücke, die gegenüber von Libourne über die Dordogne gebaut wurde.
Für den Bau der Autobahn A89 über der Dordogne und dem Palus der Arveyres-Halbinsel, d h. dem Schwemmland entlang des Flusses, war eine Brückenkonstruktion von 3,5 km Länge notwendig, davon 540 m als Fahrbahn für den Viadukt von Mascaret. Die tief im Flussbett verankerten Betonpfeiler tragen 400 Tonnen schwere Stahlträger. Sie wurden mit einem Motorfrachtkahn zur Baustelle gebracht und im April 1999 mithilfe eines für solche Lasten angemessenen Schwimmkrans aufgestellt. Obwohl die Pfeiler abhängig von den Gezeiten zwischen 21 und 34 m in die Höhe ragen, versperrt der Viadukt Segelbooten den Weg in den Hafen von Libourne.
Diese Eigenschaft läutete das Ende einer Ära ein. 1838 wurde erstmals die Überbrückung der Dordogne mit einer Straßenbrücke und anschließend mit einer Eisenbahnbrücke bei Saint-André-de-Cubzac ins Auge gefasst. Die Obrigkeit in Libourne setzte sich mit aller Macht dafür ein, dass die Bauwerke ausreichend hoch gebaut wurden, um Segelschiffe passieren zu lassen. Hafenlotsen wurden zur Baustelle geschickt, um sicherzustellen, dass die Navigationsbedingungen intakt blieben. Der Zugang dieser Schiffe war damals lebenswichtig für die Aktivitäten des Hafens von Libourne, der sowohl See- als auch Flusshafen bleiben sollte. War diese Frage damals noch von großer Wichtigkeit, war dies 1999 nicht mehr der Fall. Handel spielt im Hafen heute keine Rolle mehr. Flusstourismus und der Empfang von Kreuzfahrtschiffen haben seinen Platz eingenommen.